Da konnnt die Braut! welch Engelsgesicht!
Wie blühend und liebewarm!
O Bräutigam, wer beneidete nicht
Dein Glück in ihrem Arm?

Sie ziehen zur Kirche mit Gepräng,
Sie treten vor den Altar;
Ein Nebenbuhler im Volksgedräng
Folgt ungesehen dem Paar.

Der Tag war heiß und schwül, es hing
Am Himmel mit finstrem Droh’n
Ein Wetter; sie tauschten Eid und Ring
Und merkten nichts davon.

Und als der Pfarrer das Amen rief,
Sie segnend nach Gebrauch,
Da neigte sich Braut und Bräutigam tief,
Der Nebenbuhler auch.

Ein Blitz, ein Krach!  Auseinander schreckt
Das Volk in flammendem Schein,
Die Braut allein liegt hingestreckt,
Die blühende Braut allein.

Erloschen war ihr Augenlicht,
Die Wange noch roth und warm;
Der Nebenbuhler, man sah ihn nicht,
Hielt fest sie in seinem Arm;

Hielt fest, als wär’s für die Ewigkeit,
Sich an ihr Herz gepreßt,
Und siehe, man war alsbald bereit,
Zu ordnen ein neues Fest;

Ein anderes Brautbett ward gemacht,
Als tue die Eile noch,
Drin feierte nun die Hochzeitnacht
Mit seinem Lieb der Tod.

 

Gustav Pfarrius